Glossar zu Begriffen aus der Qualitätstechnik

Attributive Merkmale

Attributive Merkmale sind definiert im Ergebnis. Ein ganz einfaches attributives Ergebnis oder Kategorie ist ja oder nein, gut oder schlecht.

Audit

Das Audit ist eine Qualitätsmethode, in der die Einhaltung von Prozessen, Spezifikationen oder Richtlinien untersucht wird. Aus Sicht des Auditors werden Fragen gestellt und zugehört (lat.: audire = hören), aus Sicht des Auditierten werden die Prozesse und deren Einhaltung erklärt. Ein Audit ist geplant und angekündigt. Die Auditoren benötigen Kenntnis des Verfahrens und der Technik des Audits. Anforderungen sind definiert in der ISO 19011, ISO/IEC 17021 oder ISO/IEC 17065. Audits im Rahmen des Qualitätsmanagements untersuchen z.B. die Anforderung der ISO 9001:2015.

Gage oder Gauge

Englisch für Lehre

Geführte Messabläufe (guided sequence)

Verschiedene Messschritte aus einem Prüfplan werden technisch (z.B. mit einem Messrechner) oder organisatorisch (mit Prüfplänene) so geführt, dass sie in einer bestimmten Reihenfolge nach einer definierten Vorschrift umgesetzt werden. Müssen z.B. nach einer mechanischen Bearbeitung verschiedene Merkmale mit verschiedenen Messmitteln gemessen werden, wird der Bediener durch die Messung meist über einen Messrechner geführt. Dem Bediener wird über den Messrechner angezeigt, mit welchem Messmittel er welches Merkmal messen muss. Die Ergebnisse werden direkt angezeigt, gespeichert und können bei variablen Merkmalen statistisch ausgewertet werden.

Grenzlehrdorn (Go-No Go Gauges)

Mit diesem Typ von Messlehren können schnell und einfach attributiv Merkmale überprüft werden.Damit können Durchmesser, Tiefe, Länge, Dicke, Gewinde, Fasen, Radien oder Winkel geprüft werden.

Härtemessung

Mit einer Härtemessung wird die vorgegebene Härte einer Oberfläche durch ein vorgegebenes Prüfverfahren geprüft. Die Verfahren sind ähnlich: Es wird mit einem definierten Körper (Kugel, Pyramide) eine definierte vertikale Kraft auf eine Oberfläche aufgebracht. Der Abdruck bzw. die Eindringtiefe im Verhältnis zur Kraft wird bestimmt. Daraus wird – mit Faktoren – der Härtewert entsprechend der Vorgaben der einzelnen Prüfverfahren nach z.B. Vickers oder Brinell bestimmt.

Histogramm

Mit dem Histogramm wird eine Häufigkeitsverteilung grafisch dargestellt. Für die Erstellung ist die Erstellung von Klassen notwendig. Für die definierten Klassen werden dann die Häufigkeitsdichte bestimmt und damit die Höhe der Balken des Histogramms. Klassische Beispiel sind Schulnoten, die mit einer Genauigkeit von 0,1 ermittelt werden. Zur Darstellung der Häufigkeit werden Klassen von 1.0-1.9, 2.0-2.9, 3.1-3.9, … definiert und dann in den Klassen die Schüler gezählt, die die Noten in der Klasse erreicht haben.

Hüllkreis

Der Hüllkries ist der kleinstmögliche umschreibende Kreis eines vorgegebenen Zentrums, der um eine Reihe von Messpunkten gelegt werden kann. (Welche größte Bohrung könnte über den gemessenen Bolzen gesteckt werden)

Ishikawa-Diagramm

Ishikawa oder Fischgrätdiagramm ist eine grafisch unterstützte Methode, um für einen Fehler eine Ursache zu ermitteln. Dazu werden Haupteinflussgrößen als Fischgrät ausgewählt, meist die sechs M: Mensch, Maschine, Methode, Mitwelt (Umwelt, Umgebung), Material, Messen.

Laserinterferometer

Das Prinzip des Laserinterferometers beruht auf der Aufteilung eines Laserstrahls in zwei Strahlen. Diese Strahlen durchlaufen unterschiedlich lange Strecken oder Medien, wodurch sich eine Phasenverschiebung beider Wellen ergibt.  Werden die Strahlen nach Reflektion an je einem Spiegel wieder zusammengeführt, kann diese Phasenverschiebung, die entstandene Interferenz gemessen werden. Diese Verfahren wird z.B. als unabhängiges Messsystem genutzt zur Bestimmung der Positioniergenauigkeit nach VDI 3441.

Median

Median ist die mittlere Zahl in einer Zahlenreihe, aufsteigend sortiert, auch Zentralwert genannt. Die betrachtete Zahlenmenge wird damit in zwei gleiche Hälften geteilt. Bei gerader Anzahl werden der Mittelwert der beiden mittleren Zahlen verwendet. Dieser Wert bietet sich bei nicht normalverteilten Daten an oder bei extremen Ausreißern.

Messmittelfähigkeit

Die Messmittelfähigkeit zeigt, ob ein Messmittel geeignet ist für eine Messaufgabe. Die Untersuchung erfolgt über die Messsystemanalyse (MSA).

Messsystemanalyse (MSA)

Die Messsystemanalyse ist klassisch geteilt in drei Verfahren. Das erste Verfahren ermittelt die Eignung des Gerätes für den Anwendungsfall über Wiederholmessungen an einem Normal. Das Verfahren 2 ermittelt einen Kennwert (R&R, cgk) als Fähigkeitskennwert analog der Prozessfähigkeit mit Bedienereinfluss, Verfahren 3 den Kennwert für automatisierte Systeme ohne Bedienereinfluss.

Mittelwert arithmetisch (mean)

Ein Mittelwert ist der Quotient aus der Summe einer betrachteten Zahlenmenge und der Anzahl der Zahlen aus der Zahlenmenge.

Modus (mode)

Mode ist die am häufigsten vorkommende Zahl in einer betrachteten Zahlenmenge.

Normalverteilung

Der Begriff Normalverteilung wir auch Gauß-Verteilung genannt und ist die wichtigste Verteilungsfunktion in der Qualitätstechnik. Mit ihr verbunden ist die Gaußsche Glockenkurve. In der Qualitätstechnik wird die Verteilung sehr häufig verwendet für die Ermittlung der Stabilität und Lage von Messwerten oder Prozesskennzahlen. Davon abgeleitet ist der Begriff SixSigma, mit dem die Streuung von Prozessen ermittelt wird.

Pferchkreis (MICI-Maximum Inscribed Circle)

Der Pferchkreis ist der größtmögliche eingeschriebene Kreis eines vorgegebenen Zentrums, der in eine Reihe von Messpunkten gelegt werden kann. (Welcher größtmögliche Bolzen würde in die gemessene Bohrung gehen)

Positioniergenauigkeit (nach VDI3441)

Die Positioniergenauigkeit  wird durch systematische und zufällige Störgrößen beeinflusst. Die Genauigkeit wird durch die Positionstoleranz, Positionsunsicherheit, Positionsabweichung, Umkehrspanne und Positionsstreubreite bestimmt

Prozessfähigkeit

Mit der Bestimmung der Prozessfähigkeit wird ermittelt, wie stabil ein Prozess ist, mit welcher Wahrscheinlichkeit also ein Teil außerhalb der Toleranz produziert wird. In einer Produktion wird eine Serie von Teilen mit statistischer Basis (50 Stück normalerweise) produziert und vermessen. Über die Streuung und den Mittelwert der Messergebnisse wird die Fähigkeit bewertet, das gewünscht Ergebnis zu erzielen.

Messwertwandler (Transducer)

Er generiert aus einem (analogen, digitalen) Messwert ein informationstechnisch verarbeitbares Signal.

Meister, Meisterwerkstücke, Einstellmeister

Meister, Meisterwerkstücke oder Einstellmeister haben ein genau definiertes Maß. Meister werden verwendet, um variable Lehren zu kalibrieren, also einem variablem Messsystem einen fixen Wert bei der Messung zuzuordnen und zu vergleichen. Sie werden als Meisterwerkstücke verwendet, um eine Referenz für andere Werkstücke zu definieren, nach der alle anderen Werkstücke bewertet werden. Sie haben eine Spezifikationsfunktion.

Messtisch

Ein Messtisch wird als Basis für die Messung von Werkstücken verwendet. Er weist für eine plane Auflage der Werkstücke eine sehr enge Ebenheitstoleranz auf. Materialien sind Granit oder geschabter Stahl. Häufig werden dort feste Messeinrichtungen zur Messung einer Länge, Höhe oder einer Oberflächengüte eingesetzt. In der Serienfertigung werden Messtische eingesetzt, um ein Werkstück definiert zu fixieren und dann Messabläufe durchzuführen.

Prozessfähgikeit

Die Qualität einer Funktion eines Prozesses oder einer Maschine, die einen Prozess ausführt, kann über die Prozessfähigkeit nachgewiesen werden. Dabei wird die Stabilität eines Prozesses ermittelt und bewertet.  Eine detaillierte Erklärung ist hier enthalten.
Beispiel: Die Qualität einer Werkzeugmaschine wird normalerweise in 3 Schritten ermittelt: Der erste Schritt ist die Messung der Dimensionen oder Geometrie über eine direkte, statische Messung, der zweite ist die Funktionsprüfung mit Bearbeitung und der dritte ist die Ermittlung über die Produktion und das Vermessen einer Werkstückserie mit einer Auswertung nach statistischen Kenngrößen.

Streuung (Range)

Mit der Streuung wird in der Statistik die Differenz zwischen dem maximalen Wert und dem minimalen Wert eines betrachteten Zahlenraums bezeichnet. Damit kann in Verbindung mit dem arithmetischen Mittelwert die Abweichung vom Mittelwert angegeben werden. Die Streuung kann verwendet werden, um die Stabilität einer normalverteilten Zahlenmenge anzugeben.

Variable Merkmale

Das Variable Merkmal ist ein messbares Merkmal, das nicht nur mit einem vorgesehenen Ergebnis bestimmt wird wie bei einem attributiven Merkmal. Beispiele sind Längenmessungen, Messungen von Durchmesser (kontinuierliche Daten). Auch die Zählung von Eigenschaften wie die Anzahl von Reklamationen oder die Anzahl von Auftragsänderungen können variable Merkmale sein (diskrete Daten).